Tag des offenen Denkmals

ZEUGEN IHRER ZEIT FÜR GEGENWART UND ZUKUNFT

Der diesjährige Tag des offenen Denkmals steht unter dem Motto „Zeitzeugen der Geschichte“. Wir leben in einer schwierigen Phase des Wandels, in der viele Gewissheiten unserer demokratischen Gesellschaft massiv in Frage gestellt werden. Eine längst überwunden geglaubte Kultur der Geschichtsvergessenheit macht sich breit. Tiefe Risse gehen durch die Gesellschaft in Deutschland, gerade in einer Stadt wie Berlin, in der so viele unterschiedliche Kulturen und Religionen aufeinandertreffen. Umso wichtiger ist es, die Stimmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sichtbar zu halten. Doch menschliche Stimmen verstummen mit der Zeit. Die gebauten Denkmale aber bleiben!
 
Denkmale sind Zeugnisse unserer Vergangenheit – mit all ihren Höhen und Tiefen. Denkmale führen uns tief in die Geschichte ihrer Entstehung und Veränderung. Denkmale erzählen von Persönlichkeiten, die die Entwicklung Berlins geprägt haben. Denkmale können für das „Beste ihrer Zeit“ stehen, sie sollen uns begeistern und anspornen, das jeweils Beste im Hinblick auf Gestaltung, Qualität, Materialität sowie auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit für zukünftige Generationen zu hinterlassen.
 
Sie sind aber auch Zeugen, die an Zeiten erinnern, die weder gut noch schön waren. Auch diese „unbequemen“ Denkmale gehören zum kulturellen Erbe – wir müssen sie schätzen und wir müssen sie schützen. Berlin gewinnt durch diese Zeugnisse sein unverwechselbares Profil. Wichtige Etappen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts sind noch heute im Stadtbild anzutreffen, bis hin zur jüngsten Zeitgeschichte, wie sie Arbeitslager, Berliner Mauer oder Abhöranlagen der Alliierten dokumentieren. Wie wertvoll sind diese Denkmale, wie viel sagen sie uns noch heute und wie viele Impulse geben sie für die Gegenwart!
 
Der Tag des offenen Denkmals – bundesweit koordiniert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – ist mehr als ein Tag der offenen Tür, er ist mehr als nur Sightseeing – hier öffnen sich auch die Herzen und weitet sich der Verstand, Menschen kommen miteinander ins Gespräch, hier werden ganz selbstverständlich Grenzen überwunden, Toleranz und Verständigung praktiziert. Es ist vor allem auch der Tag der vielen privaten Denkmaleigentümerinnern und Denkmaleigentümer und der ehrenamtlichen Denkmalfreundinnen und -freunde. Ihr kontinuierliches Engagement und Ihr unermüdlicher Einsatz machen es möglich, dass wir die reiche Geschichte und Kultur unserer Stadt durch die Öffnung Ihrer Denkmale erleben können. Ohne Ihre liebevolle Hingabe und Ihren großzügigen Beitrag wäre der Tag des offenen Denkmals nicht das, was er heute ist. Dafür danke ich Ihnen herzlich und wünsche uns allen ein buntes Wochenende!

Dr. Christoph Rauhut
Landeskonservator und Direktor
des Landesdenkmalamtes Berlin